Erste Rede zur neuen Wahlperiode
Erste Rede von Nico Wehnemann zu Visionen und Vorhaben der FRAKTION
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kolleginnen, liebe Ratsherren und Ratsherrinnen, mein Name ist Nico Wehnemann, ich bin Mitglied der Fraktion “Der FRAKTION”.
Ich bin heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, daß Ihre Ausreise [PAUSE] daß Ihre Ausreise letztlich nur mehr eine Formalität ist. Denn einige Dinge, meine sehr verehrten Damen und Herren, werden sich jetzt ändern, das steht einmal fest. Einige Dinge werden, ja müssen sich ändern, mit einem Römer, in dem die Fraktion “Die FRAKTION” Mitglied ist.
Der alte Schlendrian war einmal, ist Geschichte! Die Politik des süßen Nichtstuns, die dieses hohe Haus leider seit einigen Jahren auszeichnet, ist zu ende. Jetzt wird durchgegriffen, jetzt wird aufgeräumt, und ich stehe nicht an zu sagen, auch einige Köpfe werden rollen müssen. Die Bürgerinnen und Bürgerinnen haben ein Recht darauf, daß Sie, meine hochgeschätzten Kollegen, endlich an die Arbeit gehen. Denn die Probleme Frankfurts sind zu groß, um sie weiter auf die lange Bank zu schieben. Auf dieser Bank, meine Damen und Herren, sitzt jetzt nämlich die FRAKTION, sitzt da und macht sich breit.
Und achtet peinlich genau darauf, daß Sie, meine Damen und Herren, endlich Ihre Hausaufgaben erledigen, Ihr kleines Einmaleins aufsagen können. Das ist ja wohl das Mindeste. Wir wollen aber nicht nur den Römer auf Druckbetankung umstellen. Nein, meine Damen und Herren, Frankfurt selbst muß ein Powerhaus werden, muß wieder fit gemacht werden, um den zähflüssigen Brei, der in diesem hohen Haus als Politik verkauft wird, einmal kräftig
umzurühren. Jawohl!
Wir von der Fraktion wollen Frankfurt großflächig umgestalten. Wir wollen weg von der aufgeblähten Service- und Dienstleistungsbranche, der Bussi-Bussi-Wirtschaft, die völlig nichtsnutzige, deprimierende, lebensfeindliche Jobs schafft. Wir wollen, daß die Frankfurterinnen und Frankfurter wieder ehrliche, schweißtreibende Arbeit leisten dürfen. An den Schmelzöfen, an den Webstühlen, in den Getreidesilos. Wir wollen, daß wieder gearbeitet wird in Frankfurt, daß die Knochen knirschen! Auch und gerade in diesem hohen Haus. Was aber heißt das konkret? Wir von der PARTEI “Die FRAKTION”, halt, Moment, von der Fraktion “DIE PARTEI”, wir wollen vor allem Jobs schaffen. Ja, Jobs! Tausende neue Jobs im Rohstoffsektor sollen entstehen, Frankfurt soll Rohstoffstadt werden. Wir haben dazu einen Fünfzig-Punkte-Fahrplan mit namhaften Experten entwickelt, die leider anonym bleiben möchten.
Meine Damen und Herren, lassen Sie uns gemeinsam träumen! Ich sehe wogende, weite Felder voll Gerste und Roggen, dort, wo heute die überflüssige Myzeil steht! Ich sehe hochaufragende Schlote, die riesige schwarze Rauchfahnen ausspucken, wenn wieder Erze gegossen werden in Frankfurt, und nicht immer nur Latte Macchiattos! Ich sehe hart arbeitende Kumpel in die Minen vom Frankfurter Berg hinabsteigen, dort fröhlich Coltan, Argon und andere seltene Erden abbauen. Ich sehe Baumwollplantagen bis zum Horizont, dort, wo heute ein verödeter und reizloser Stadtwald steht. Ich sehe gewaltige Krabbenkutter über den Main ziehen; ich sehe unzählbare Herden prachtvoller Rinder über die Zeil ziehen – stark, gesund und kraftvoll! Ich sehe Düngerfabriken, ich sehe Papiermühlen, ich sehe Sägewerke, ich sehe Schmieden; ich sehe Raffinierien, wo Tonnen an Zuckerrohr veredelt werden.
Und vor allem, meine Damen und Herren, sehe ich Menschen. Menschen, die wieder einem würdigen Tagwerk nachgehen können, die abends mit rußverschmiertem Haupt zu Bett gehen, stolz auf ihrer Hände Arbeit. Ungebeugt, ungebrochen. Die nicht länger Marketingstrategien entwickeln und Twitter bedienen müssen, sondern den Ertrag ihrer Arbeit jeden Tag mit Händen greifen können! Eine starke, wilde Rotte mutiger Kerle und Kerlinnen, tatkräftig, mutig, tollkühn! Ein Frankfurt, das sich wieder ganz der Schwerindustrie widmet, wird solche Menschen hervorbringen, das prophezeie ich Ihnen. Denn, meine Damen und Herren: Arbeit schändet nicht! Arbeit kann auch Freude machen, auch wenn Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, dieser Gedanke zunächst einmal fremd erscheinen mag. Wo Menschen zusammen Roggen ernten oder Körbe flechten, da schwinden die Unterschiede, da wird man eins, lacht gemeinsam! Egal, welcher Minderheit man angehört, gleich, ob man Ausländer, homosexuell oder Jutta Ditfurth ist – wer mit seinem Kollegen zwölf Stunden am Tag Torf stechen geht, der sieht die Dinge etwas anders, der ist auch nicht anfällig für die Parolen von den Rattenfängern, die heute hier leider auch Einzug gehalten haben.
Und, meine Damen und Herren, wer tüchtig arbeitet, darf auch tüchtig feiern. Politische Priorität hat deswegen die Bahnhofsviertelnacht, die der Magistrat mit voller Absicht auf die kälteste Nacht des Jahres gesetzt hat. Meine Damen und Herren, bei der FRAKTION ist jede Nacht Bahnhofsviertelnacht, und wir wissen uns hier mit dem einfachen Frankfurter, der einfachen Frankfurterin verbunden. So nicht, meine Damen und Herren, so nicht! Dies nur
als kleine Vorwarnung. Meine Damen und Herren, diese unsere Projekte sind ambitioniert, ohne Zweifel, und wir sind hierbei auch auf Ihre Mithilfe angewiesen. Ich bitte Sie deswegen inständig, meine sehr verehrten Damen und Herren: Machen Sie uns unseren Job nicht unnötig schwer. Akzeptieren Sie die moralische und intellektuelle Überlegenheit der Fraktion “Die FRAKTION” – und helfen Sie uns, Frankfurt umzubauen. Zu einer Stadt, die wieder brummt und raucht!
Ich danke Ihnen.